Stress


Ganz einfach aus dem Lateinischen und Englischen übersetzt bedeutet Stress Druck oder Anspannung, welcher durch spezifische äussere Reize physische und psychische Reaktionen bei Lebewesen auslöst, um dann die besonderen Anforderungen sowie die dadurch entstehenden körperlichen und geistigen Belastungen bewältigen zu können. Stress ist die subjektive Anpassung des Körpers an Stressoren und deren Reaktion.


Zwei Stressformen gibt es zu unterscheiden

  • Körperliche Bedrohung (Exogene Faktoren: Kälte, Hitze, Sonnenlichtmangel, Lärm, toxische Substanzen und die Endogenen Faktoren: Genetik, Epigenetik/familiäre Dispositionen, organische Kapazitäten und Ernährungsstatus)
  • Soziale Emotionale Bedrohung (Statusverlust, Vereinsamung, Nichtübereinstimmung in Werten und Einstellungen, Erwartungshaltungen, Ängste)

Wobei der Verlust des sozialen Status neuzeitlich bedrohlicher ist als die körperliche Gefahr.


Als wichtigster Stressregulationsmechanismus ist die Homöostase als Gleichgewicht zu erwähnen. Wenn der Körper in ein Ungleichgewicht (Allostase) durch eine Stresssituation gerät, dann hat er Möglichkeiten über bestimmte allostatische Regulationsmechanismen (Säure/Basen Haushalt, ATP/ Energieregulationen-Nahrungsaufnahme oder Verteilung, Thermogleichgewicht, O2 Druck, Flüssigkeitshaushalt, körperliche Berührungen als sozial/emotionale Faktoren) die Homöostase wieder herzustellen. Gelingt ihm das nicht, kommt es zu Entzündung, Degeneration und Krankheit.


Was passiert eigentlich bei einer Stressbelastung in unserem Körper?


In einer akuten Gefahrensituation (unterhalb von 6 Wochen!) braucht der Körper eine erhöhte Handlungsbereitschaft. Durch die Ausschüttung von Substanzen/Hormonen und Botenstoffen erreicht er eine Erhöhung der zentralnervösen Aufmerksamkeit und Entscheidungsbereitschaft, sowie eine verbesserte Aktivität der Muskulatur und des Kreislaufes, um die Situation lösen zu können. Die typische männliche Stressantwort ist die FIGHT oder FLIGHT Reaktion und die weibliche Freeze oder Ride (Ausgleichen oder Verbünden).


So sind einzelne Hormone für bestimmte Körperreaktionen verantwortlich: das Adrenalin für die psychische und Noradrenalin für die physische Toleranz, das Dopamin für eine gute Entscheidungsfähigkeit, das Cortisol schützt uns vorm krank werden und Endorphine lassen uns die Herausforderung als handlungsbereit bewerten.


Bei chronischem Stress (zu intensivem und zu lang anhaltendem-über 6 Wochen) erfolgt eine erhöhte Ausschüttung von Hormonen/Botenstoffen und es kommt zu einer Überreizung von Körperprozessen. Es kann zur psychischen und physischen Erschöpfung (Adrenalin-, Noradrenalinmangel), Entscheidungslosigkeit (Dopaminmangel), Wut und Traurigkeit (Prolaktinüberschuss), Schmerzen (Endorphinmangel), Unwohlsein und Schlafproblematiken (Serotoninmangel) und Angst (GABA-Mangel)…kommen.


Geschichtliches

Sehr interessant ist sich einmal die Geschichte zur Entwicklung des Stress anzuschauen und wie sie sich bis heute manifestiert hat:

  • 1878 entdeckte Claude Bernard das „milieu interieur“ = die extrazelluläre Flüssigkeit, wobei physio-chemische Bedingungen ausserhalb des Körpers für die korrekte Zellflüssigkeit verantwortlich sind.
  • 1929 erwähnte Walter B. Cannon das 1.x die Homöostase=das Gleichgewicht. Er beschrieb koordinierte physiologische Prozesse im Organismus, die das Gleichgewicht aufrechterhalten. Bedrohung, wie Kälte, niedriger Blutzucker, Sauerstoffmangel und Blutverlust verlangen nach Kompensation. Er erkannte die Aktivierung des vegetativen / autonomen Nervensystems, mit der FIGHT oder FLIGHT-Reaktion.
  • 1936 führte der Mediziner Hans Seley den Begriff Stress aus der Physik ein. Stress heisst in der Werkstoffkunde bei Zug und Druck auf ein Material = Materialermüdung. Anhand von Rattenversuchen begann dann die Suche nach „neuen Hormonen“. Es wurden Körperreaktionen (Nebenniere, Schilddrüse und Magen) in Verbindung mit verschiedenen Stimulationen untersucht. Drei Stufen bei allgemeiner Anpassung/Adaptation wurden festgelegt:
    - Alarmstufe
    - Periode des Widerstandes
    - Erschöpfung und Tod
  • 1968 führte John W. Mason die „Psychologie“=die Bedeutsamkeit psychischer Faktoren in die Stressforschung mit ein. Emotionaler Stress führt zu einer deutlicheren Steigerung des Cortisolspiegels als der körperliche Reiz. Stress
  • als unspezifische Reaktion auf psychische Stimulationen.
  • 1974 war Stress als die unspezifische Antwort des Körpers auf Belastung = auf physische Stimulation bekannt, das Hormon Cortisol als Hauptmediator.
  • 1982 gab es eine Einteilung von Stressklassifizierung von Eliot und Eisdorfer
    - Akut: zeitlich begrenzte Stressoren, Kurze natürliche Stressoren (Examen=kurz, akut, aber real)
    - Chronisch: Stressvolle Ereignisse (Partnerverlust=wiederholt, aber zeitlich begrenzter Stress) Chronische Stressoren (Arbeitslosigkeit, Pflege=langfristiger Stress ohne Zeitpunkt über das Ende und überhaupt) Entfernte Stressoren (Trauma=Ereignis in der Vergangenheit, aber emotionale Störungen bleiben)
  • 1984 machte Richard S. Lazarus die Stressantwort abhängig von kognitiven Prozessen, im Speziellen zwischen Reiz und Organismus.
  • 2000 beschrieben Sapolsky und 1984 Munck die Wichtigkeit von Cortisol.
  • 2004 gab es eine neue Theorie von Margaret Kenney, Tara Gruenewald, Sally Dickerson von der „social self preservation“, d.h. dass es 2 Arten von Bedrohung / von biologischen Stressreaktionen gibt:
    - Die Bedrohung körperlich, wie Verletzung/Tod (verbunden mit der Emotion Angst, Fight oder Flight-Reaktion und Aktivierung des vegetativen/autonomen Nervensystems = SAM/Sympathic Adrenal Medullary System)
    - Den Verlust des sozialen Status (verbunden mit der Emotion Scham, der Freeze oder Ride Reaktion / Erhaltung des „sozialen Selbst“ und der Hormonachsenreaktion=HPA/Hypothalamus-Pituitary-Adrenal-Achse)

(Quellen: aus kPNI-Ausbildung von L. Pruimboom)


Schlussfolgerung


Es zeigt sich, dass der Begriff Stress uns schon frühzeitlich bekannt war und mehr und mehr in Forschungen an Bedeutsamkeit gewinnt.


Zum einen hat „…Stress eine evolutionäre Wirkung mit der Folge, dass Belastungen besser ertragen oder letztlich nicht mehr als Stress wirksam werden. Somit kann Stress durch Selektionsvorteile einzelner Individuen Adaptation und letztlich Artbildung bewirken…“, z.B. bekannt bei der Sichelzellenanämie bei Menschen in Malariagebieten. (Wikipedia 2010)


Und zum anderen gibt es Auswirkungen aufs einzelne Individuum. Entscheidend dabei ist sich selbst des eigenen Zustanden und das der dazugehörigen Umwelt bewusst zu werden und deren Bedeutsamkeit auf psychischer, wie auch auf physischer Ebene für sich adäquat anzupassen.


Stress macht uns erst krank, wenn er zu intensiv, wiederholend, dauerhaft oder chronisch wird und vor allem, wenn er eine zu hohe, für uns nicht zu befriedigende emotionale Wertigkeit erfüllen soll.


Im Allgemeinen gilt es unsere persönlichen Ressourcen, unsere Betrachtungsweisen und Einstellungen und im Besonderen unsere Entscheidungsfähigkeit zu verbessern! Möglichkeiten im Sinne der Erhöhung der eigenen Belastbarkeit wären z.B. die Verbesserung von: Schlaf, Bewegung, Rhythmen, mentales Training mit u.a. Werte- und Zielfestlegung, Nahrung und eigene Bedürfniserkennung, sowie der psycho-emotionellen und sozialen Kompetenz in einer guten Umgebung.


Im Speziellen sind z.B. auch die Unterstützung im Sozialen / emotionalen Bereich günstig: Kontaktsuche, Körperkontakt, Bewusstheit und Adaptation oder Veränderung bei Kulturunterschieden und im Physikalischen Bereich: Gabe von Omega 3FS+Vitamin E/ Fisch, Marko-und Mikronutrientenunterstützung, Lichttherapie, Wärme und Entspannungsregulation.


HINZU zum GLÜCK,

zum Finden von Positiven als wichtigste Quelle ist nur durch sich selbst zu gestalten.